Aufsichtsrat spricht höchste Anerkennung aus

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KJF Werkstätten wachsen während der Pandemie über sich hinaus

Ein Jahr Pandemie mit zwei Phasen des Betretungsverbots, mit immensen Einschränkungen und instabiler Auftragslage hat die KJF Werkstätten gemeinnützige GmbH bewältigt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an acht Standorten in der Oberpfalz und in Niederbayern haben Unglaubliches geleistet. Ihr Verdienst ist es, dass die KJF Werkstätten bislang sicher durch diese Krise kamen.

„Die KJF Werkstätten sind im Jahr 2020 alles in allem deutlich besser als erwartet durch die Pandemie gekommen“, fasst es der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Professor Dr. Josef Eckstein, zusammen. „Das vorläufige Jahresergebnis übertrifft die „best case“-Planungen für das Wirtschaftsjahr 2020 deutlich. Zugrunde liegt dem Erfolg ein enormer Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – von der Geschäftsführung angefangen über die Einrichtungsleitungen bis zu den Mitarbeitenden in den Produktions- und Arbeitsstätten“, stellt Eckstein heraus, „als Aufsichtsrat sprechen wir allen höchste Anerkennung und größten Respekt für diese Leistung aus. Danke an Sie alle – Sie haben die KJF-Werkstätten großartig durch dieses Krisenjahr 2020 gebracht!“, wendet sich der Vorsitzende des Aufsichtsrates an die Geschäftsführung, stellvertretend für die rd. 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

KJF-Direktor Michael Eibl, Gesellschaftervertreter der Alleingesellschafterin Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V.  der KJF Werkstätten, möchte die Förderung der Werkstätten aus der Ausgleichsabgabe durch das Zentrum Bayern, Familie und Soziales ebenso wie den Corona-Teilhabe-Fonds nicht unerwähnt lassen. „Diese zusätzlichen Förderungen haben den Werkstätten sehr geholfen. Wir sind dankbar für die sehr gute Zusammenarbeit mit den Bezirken während der Pandemie. Gemeinsam haben wir pragmatische Lösungen gefunden, um die Krise gut zu bewältigen.“


Entwicklung der Auftragslage und pandemiebedingte Einschränkungen

Die Geschäftsführung der KJF Werkstätten rechnete bereits 2019 mit einem leichten, konjunkturell bedingten Rückgang des Auftragsvolumens in den Bereichen Verpackung, Montage, Bürodienstleistung und Metall für 2020. Durch die Pandemie verschärfte sich die Situation, weil Aufträge im Lockdown über Wochen hinweg entfielen. Insbesondere in der Automobilindustrie – vor allem bei den Automobilzulieferern, den wichtigsten Auftraggebern der KJF Werkstätten – standen die Werke und in Folge davon die Produktionslinien in den Werkstätten still; hier konnten nur 68 % der Erlöse im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden, ähnlich verhielt es sich im Bereich Montage mit durchschnittlich 65 % der Erlöse des Vorjahres. Aufgrund der pandemiebedingten Schließungen von Schulen und Gastronomie gab es Einbrüche in den Wäscherein und Großküchen der KJF Werkstätten.


Außergewöhnliche Belastungen

Eine weitere Einschränkung brachten die Betretungsverbote im Frühjahr und Ende 2020 mit sich. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung waren über Wochen hinweg nicht mehr in der Werkstätte, ausgenommen diejenigen, die das Angebot der Notbetreuung wahrgenommen hatten. Hinzu kamen beim Fachpersonal coronabedingte Ausfälle aufgrund einer Erkrankung, Quarantäne oder Abwesenheit zur Betreuung von Kindern. Umfangreiche Hygienemaßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinträchtigen die Produktivität seitdem merklich. Abstandsregel, Maskentragepflicht, Personenbegrenzung pro qm Raum, Durchmischungsverbot von Arbeitsgruppen, die Einführung eines Schichtmodells und die Organisation individueller Möglichkeiten der beruflichen Bildung und Beschäftigung zuhause – das sind die außergewöhnlichen Belastungen während der Pandemie.

Die laufende Anpassung der Hygiene- und Schutzkonzepte auf sich sehr kurzfristig ändernde Vorgaben, die Kommunikation der Vorgaben und die Unterweisungen dazu, ohne die Möglichkeit, Besprechungen in Präsenz durchzuführen, stellen überdies eine große Herausforderung dar.

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Behinderung waren – coronabedingt auch durch Quarantäne und Betretungsverbot – die Fehltage in 2020 10mal so hoch wie im Vorjahr; insgesamt musste deshalb ein Ausfall von fast einem Drittel der Arbeitstage kompensiert werden. Die Fehltage beim Fachpersonal lagen bei durchschnittlich 7 %. Allein angesichts dieser Zahlen wird deutlich, wie angespannt die Lage vor Ort war und mit welchem Kraftakt Aufträge erfüllt wurden.


Teilhabe wird zur Gratwanderung

Mit den Betretungsverboten wurden die Maßnahmen im Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich in alternativer Form durchgeführt. Die Notbetreuung in Zeiten der Schließung holte zumindest einen Teil der Mitarbeitenden aus der Isolation. Der Schutz eines besonders vulnerablen Personenkreises und dessen Recht auf Arbeit gerieten immer wieder in ein Spannungsverhältnis. Die Situation in den Werkstätten verlangt in der Pandemie insbesondere denjenigen vieles ab, die feste Strukturen und Abläufe, ihre Gruppe und ihr gewohntes Umfeld benötigen. Unsicherheiten und Angst führen überdies zu psychischen Belastungen. Damit steigen die Anforderungen an das Fachpersonal noch einmal mehr.


Krisenmanagement und Zusammenhalt bewähren sich

Die Corona-Pandemie hat die Auslastung und den Umsatz der KJF Werkstätten negativ beeinflusst. Vor allem während des Betretungsverbotes im Frühjahr kam es zu Auftragseinbrüchen. Zum Ende des 3. Quartals war ein leichter Aufschwung zu verzeichnen und es konnten auch in der Pandemie neue Aufträge akquiriert werden. „Das hat uns geholfen, einen Teil des erwarteten Rückgangs im Auftragsvolumen zu kompensieren“, berichtet Geschäftsführerin Evi Feldmeier. Wichtig ist ihr, dass die Teilhabe am Arbeitsleben durch geeignete Erwerbsaufträge zu jeder Zeit gewährleistet werden konnte. „Und besonders erfreulich ist, dass wir das Arbeitsentgelt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bisher nicht kürzen mussten. Das wäre eine enorme zusätzliche Belastung gewesen. Sie haben ja anders als reguläre Arbeitnehmer keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld“, so Feldmeier.

Um die KJF Werkstätten finanziell abzusichern, wurden in 2020 nur dringend erforderliche Investitionen getätigt und ein zeitweiser Einstellungsstopp verhängt. Mitentscheidend für das Jahresergebnis 2020 war zudem die Bereitschaft des Fachpersonals Mehrarbeit und Resturlaub deutlich abzubauen. „Das ist ein Zeichen großer Solidarität und wir sind sehr dankbar, dass diesem Aufruf erfreulicherweise viele folgten und damit einen großen Beitrag geleistet haben. So werden wir entgegen unserer Erwartungen 2020 voraussichtlich mit einem positiven Jahresergebnis abschließen“, resümiert Evi Feldmeier.

Text: Christine Allgeyer