Deutsche Sprache, schwere Sprache – gemeinsam leicht gemacht

Die Prüfgruppe der Abteilung Förderstätte der KJF Werkstätten Straubing „Einfach g‘macht“ und das Übersetzungsbüros „Sag’s einfach“ in Regensburg leisten einen wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit und Inklusion. Vor zwei Wochen fand endlich ein Wiedersehen in Präsenz statt. Ein Treffen der Straubinger Gruppe mit Sebastian Müller, dem Leiter des Regensburger Büros, war längst überfällig. Viel zu lang hatte man sich nicht sehen und persönlich austauschen können. Darüber erfreut und anwesend waren auch Evi Feldmeier, Geschäftsführerin der KJF Werkstätten, und Ingrid Schultes, die Einrichtungsleiterin von St. Josef in Straubing. Ein kleiner Rückblick auf das gemeinsame Gespräch und den spannenden Austausch der Runde.

Die gegenseitige Wertschätzung und der fachliche Austausch standen bei diesem Treffen ganz klar im Vordergrund. Sebastian Müller blickte zurück auf sechs Jahre gute Zusammenarbeit und lobte die Prüfgruppe für ihre hervorragende Arbeit. Viele interessante Aufträge für Kunden wie das Haus der Bayerischen Geschichte sorgten stets für spannenden Input und bereichernde Momente.

Stephanie Lehner, Mitglied der Prüfgruppe in Straubing, hat als Spezialgebiet den Bereich Allgemeinbildung und findet solche Projekte besonders erfüllend. Hier darf sie aus ihrer Erfahrung schöpfen, und gleichzeitig dazulernen.

Sebastian Müller führt das Übersetzungsbüro „Sag’s einfach“ bereits seit 2014. Zunächst mit finanzieller Unterstützung durch die AKTION MENSCH und seit 2018 mit zunehmend wirtschaftlichem Erfolg. Während der Corona-Pandemie war die Auftragslage besonders gut, denn viele Allgemeinverfügungen mussten schnell in Leichter Sprache veröffentlicht werden. „Da sind wir fast an unsere Grenzen gekommen“, schätzte Bertin Abbenhues von der KJF-Geschäftsstelle rückblickend die Auftragslage ein. Auch er war zu dem Treffen angereist, um seine Wertschätzung für die hohe Qualität der Arbeit und die gute Zusammenarbeit zu zeigen. Die durchgängige Verfügbarkeit auch in der Corona-Zeit, sei einzigartig: „Aufgrund dessen, dass sich die Prüfgruppe in Straubing dauerhaft mit dem Thema Leichte Sprache beschäftigt, ist der Prüfprozess von außerordentlich hoher Qualität. Das hat auch eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Leipzig festgestellt. Wir können sehr stolz auf die Prüfgruppe sein!“, fügte er hinzu.

Mario Franz, Gruppenleiter in der Werkstattprüfgruppe „Einfach g’macht“ und auch Leiterin der Werkstätten St. Josef, Ingrid Schultes, lobten ebenfalls die hohe Qualität der Arbeit und die gute Zusammenarbeit der Gruppe mit Sebastian Müller. Die Prüfgruppe erlebe durch die Beschäftigung mit der Leichten Sprache eine wahre Bereicherung, sagte Ingrid Schultes. Sie ist sehr erfreut, dass sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine so anspruchsvolle, hochwertige Tätigkeit zur Verfügung stellen kann: „Die Beschäftigten haben vorher auch gearbeitet, aber vor allem manuelle Tätigkeiten geleistet. Durch die Leichte Sprache ist jetzt Köpfchen gefragt, und das funktioniert sehr gut in der Gruppe.“ Es erfüllt Ingrid Schultes und auch alle anderen in der Runde mit Stolz, dass sich die Qualität der Arbeit und damit das Selbstvertrauen der Gruppe über die Jahre gesteigert hat.

Wie Stefan Steiniger, ebenfalls Mitglied der Prüfgruppe bestätigt, sei es keine Selbstverständlichkeit, dass er als Beschäftigter einer Werkstatt zum Beispiel Kontakt zu wissenschaftlichen Mitarbeitern einer Universität hat. Er hofft, dass sich auch in Zukunft noch viele spannende Kontakte für die Gruppe ergeben. Und was wünschen sich die anderen für die Zukunft? Stephanie Lehner möchte weiterhin Texte für das Haus der Bayerischen Geschichte prüfen. Sebastian Müller würde gern mit seinem Büro „Sag’s einfach“ den Bereich der Online-Schulungen ausbauen. Einzelschulungen seien zu teuer. Er möchte deshalb überregional Übersetzer für Leichte Sprache über Videoschulungen ausbilden. Diese seien bereits in der Planung, und wenn diese Phase abgeschlossen ist, möchte er auch ein Video mit der Prüfgruppe in Straubing drehen, um zu zeigen, wie eine Textprüfung in Leichter Sprache konkret abläuft. Sebastian Müller ist zudem Mitglied eines Gremiums im Projekt „DIN-Norm Leichte Sprache“, bei dem ein einheitliches Regelwerk für Deutschland erarbeitet und eingeführt werden soll.

Und von welchem prominenten Menschen würde sich die Runde ein Interview in Leichter Sprache wünschen? Da steht bei Sebastian Müller die noch amtierende Kanzlerin Angela Merkel ganz oben auf der Wunschliste. Zum Glück, hat sie bald Zeit, jetzt wo sie in Rente geht. Das erfüllte den Raum zum Abschluss des Treffens mit fröhlichem Gelächter. Die gute Stimmung konnte auch der regnerische Tag nicht trüben. Das abschließende Gruppenfoto musste dennoch unter dem Vordach der Eingangstür stattfinden. Das nächste Treffen findet dann hoffentlich bei gutem Wetter statt, und vielleicht können die Prüfgruppe aus Straubing und der Büroleiter Sebastian Müller dann schon auf ein Interview mit der ehemaligen Bundeskanzlerin zurückblicken.

Text und Foto: Michaela Heelemann