Straubing

„Kein Talent darf verloren gehen“

Barmherzige Brüder, KJF Werkstätten und Industrie- und Handelskammer organisieren Fachtag für einen Inklusiven Arbeitsmarkt

Was leisten Werkstätten für Menschen mit Behinderung und was versteckt sich hinter Begriffen wie BÜWA oder Budget für Arbeit? Diese und viele andere Fragen standen im Mittelpunkt des Fachtags „Inklusiver Arbeitsmarkt“ im Magnobonus-Markmiller-Saal. Eingeladen hatten die Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Barmherzigen Brüder und der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg sowie die Industrie- und Handelskammer. Ein besonderes Ereignis, wie auch Oberbürgermeister Markus Pannermayr in seinen Grußworten betonte. Ziel war es, Betriebe auf die Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote bei der Eingliederung von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen.

Franz Brunner, Werkstattleiter der Barmherzigen Brüder, begrüßte die rund 50 Gäste, die gekommen waren um sich zu informieren und Kontakte zu knüpfen. Pannermayr betonte, wie tief das Thema Inklusion in der Region Straubing verankert ist: „Die Barmherzigen Brüder, die KJF Werkstätten und die Bildungseinrichtungen der KJF sind aus der Region nicht mehr wegzudenken, sie sind Leuchttürme der Inklusion. Gerade auf dem Arbeitsmarkt spüren wir aber noch die Grenzen der Inklusion: Umso wichtiger ist dieser Fachtag, um sich über die Fördermöglichkeiten auszutauschen. Ich danke den beteiligten Projektpartnern für die gute Organisation dieser wichtigen Veranstaltung.“ Stellvertretender Landrat Andreas Aichinger überbrachte die Grüße des Landkreises Straubing-Bogen: „Jeder Mensch ist wertvoll und kein Talent darf verloren gehen: Dafür setzt dieser Fachtag ein Zeichen – ein Schritt in die richtige Richtung.“ Auch IHK-Vizepräsident Christoph Kämpf brach eine Lanze für die Inklusion: „Die IHK war schnell begeistert, von der Teilnahme am Fachtag und ich hoffe, dass die Betriebe viele Anregungen mit nach Hause nehmen.“

 

Zwei Unternehmen, die sich bereits für einen inklusiven Arbeitsmarkt engagieren, berichteten von ihren positiven Erfahrungen und stellten Best-Practice-Beispiele vor. Für die Firma Dichtungstechnik Wallstabe & Schneider GmbH & Co. KG entgraten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder Dichtungsringe und Membranen die im Bereich Automotive zum Einsatz kommen. „Diese Tätigkeit erfordert höchste Präzision und die Barmherzigen Brüder haben sich hier als verlässlicher Partner erwiesen“, sagte René Bolterauer, Prozessverantwortlicher für Bearbeitungsprozesse, und überreichte eine Auszeichnung an Franz Brunner.

In der Karmelitenbrauerei kümmern sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den KJF Werkstätten um die Leergutsortierung, die Multipack-Verpackung und die Exportverpackung. „Als wir im Sommer 2013 die Verpackung von den Werkstätten in die Brauerei verlegt haben, war das ein Experiment für alle Beteiligten. Es ist zu einer wunderbaren Erfolgsgeschichte geworden. Besonders in den Sommermonaten, wenn sehr viel Betrieb herrscht, sind die Kolleginnen und Kollegen eine große Unterstützung“, berichtete Christoph Kämpf, Geschäftsführer der Karmeliten Brauerei.

 

Großes Interesse an den Zertifikatslehrgängen

 

Kerstin Laumer Leiterin des Berufsbildungsbereichs, und Ingrid Schultes, Leiterin der KJF Werkstätten Straubing, stellten den Gästen  einige Fördermaßnahmen vor, von denen Betriebe profitieren können – vom Betriebspraktikum bis zum Ausgelagerten Einzelarbeitsplatz. Die beiden Referentinnen erklärten auch das Konzept des Begleiteten Übergangs auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (BÜWA). Über das sogenannte Budget für Arbeit stehen den Arbeitgebern Lohnkostenzuschüsse von bis zu 75 Prozent des Bruttogehalts zur Verfügung. Auf besonderes Interesse stießen die Zertifikatslehrgänge der KJF Werkstätten: Die Absolventinnen und Absolventen dieses Bildungsangebots erhalten ein Zertifikat der IHK, das ihre Kenntnisse in einem anerkannten Ausbildungsberuf nachweist.

In der anschließenden Podiumsdiskussion betonten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie wichtig es ist, die Inklusion am Arbeitsmarkt noch stärker voranzutreiben: „Es gibt die Instrumente und die Fördermittel dazu, jetzt liegt es an den Unternehmen, diese Chancen zu nutzen“, sagte Birgit Beck, von der Sozialverwaltung Niederbayern. Dem schlossen sich Franz Eberl vom Zentrum Bayern Familie und Soziales sowie Herbert Weinberger von der Agentur für Arbeit an. Von seinem Außenarbeitsplatz im Asam Hotel berichtete Hans-Joachim Baumert, der in den KJF Werkstätten angestellt ist: „Ich konnte über die Praktika einige Bereiche ausprobieren, jetzt habe ich etwas gefunden, das mir viel Freude macht. Ich helfe im Biergarten und auf der Terrasse oder bei den Vorbereitungen für Weihnachten.“

 

Text und Bild: Sebastian Schmid