Mitterteich

Leben, lernen und arbeiten

Spatenstich für Erweiterungsbau der Förderstätte der KJF Werkstätten St. Elisabeth in Mitterteich

Als das Bauvorhaben zur Erweiterung der Förderstätte in Mitterteich im Frühjahr 2017 in das Jahresförderprogramm des Bayerischen Sozialministeriums aufgenommen wurde, atmeten die Verantwortlichen auf: „Ein klares Signal an Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen in der nördlichen Oberpfalz", freuten sich der Geschäftsführer der KJF Werkstätten Hans Horn und KJF-Direktor Michael Eibl als Vertreter der Alleingesellschafterin der KJF Werkstätten, der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg. Kaum ein Jahr später kommt nun der Spatenstich für den dringend erforderlichen Erweiterungsbau.

Die KJF Werkstätten gemeinnützige GmbH beschäftigt in den Stiftlandwerkstätten St. Elisabeth Mitterteich insgesamt 277 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 215 mit Behinderung. In der angegliederten Förderstätte befinden sich derzeit 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vier Gruppen. Die Förderstätte, im Jahr 2005 mit 18 Plätzen eröffnet, ist damit massiv überbelegt. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass sich die Bedarfssituation in den kommenden Jahren weiter verschärft. Gerade zur rechten Zeit bietet der Erweiterungsbau die in der Region dringend benötigten Plätze. Die Kapazität der Förderstätte wird auf 36 Plätze verdoppelt, tatsächlich werden zehn zusätzliche Plätze geschaffen.

Als Ehrengäste begrüßte beim Spatenstich der Gesellschaftervertreter, der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge Michael Eibl, deren Vorstandsvorsitzenden Domkapitular Dr. Roland Batz,  weitere Mitglieder aus dem Verwaltungsrat der KJF sowie MdL Tobias Reiß, Bezirksrat Toni Dutz und Bürgermeister Roland Grillmeier. „Sie alle schieben immer mit an, wenn es um Menschen mit Behinderung geht", bedankte sich Michael Eibl. Auch der Geschäftsführer der KJF Werkstätten Hans Horn sprach allen Unterstützern beim Spatenstich seinen besonderen Dank aus: „Den Fördermittelgebern, allen voran dem Bayerischen Sozialministerium, dem Bezirk Oberpfalz und der Regierung der Oberpfalz, sowie der Aktion Mensch danke ich für die finanzielle Unterstützung. Für die aufwändigen Vorarbeiten danke ich dem ehemaligen Einrichtungsleiter Josef Fick und für die gelungene Planung unserem Architekten, Herrn Peter Pracht, und dem Baureferat der KJF." Auf die Partner in der Region könne man sich verlassen, wandte sich Horn an MdL Tobias Reiß, Bezirksrat Toni Dutz,  Bürgermeister Roland Grillmeier und Pfarrer Anton Witt. „Bei unserem neuen Einrichtungsleiter, Herrn Dr. Karl Kick, weiß ich die Baumaßnahme in besten Händen", so Horn weiter. Mit dem Bauvorhaben wurde die Firma Franz Kassecker GmbH aus Waldsassen beauftragt.

In seinem Grußwort stellte MdL Tobias Reiß heraus: „Bei Ihnen und allen Verantwortlichen in der KJF spürt man, dass Sie Ihre Arbeit aus einer Haltung heraus leben. Ich möchte den Dank zurückgeben, denn Sie sind mit Begeisterung für die Hilfsbedürftigen in unserer Region da." Auch Bürgermeister Roland Grillmeier fühlt sich der KJF und den KJF Werkstätten verbunden. Die Stadt Mitterteich, Eltern und ihre Kinder seien dankbar für die Arbeitsplätze in der Heimat: „Der Bedarf ist da und dank örtlicher Freunde, Landkreis und Stadt sowie im Netzwerk Inklusion, in dem auch die KJF Werkstätten vertreten sind, wird viel für Menschen mit Behinderung getan."

In der Gemeinschaft leben und lernen

„Die Erweiterung trägt dem pädagogischen und therapeutischen Konzept der Förderstätte Rechnung", erklärt Einrichtungsleiter Dr. Karl Kick. Denn für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Förderstätte sei es wichtig, sich zu begegnen und einander in der Gemeinschaft zu erleben. Ein großer Gemeinschaftsraum, der nach Westen an die bestehende Förderstätte angeschlossen wird, trage dem in besondere Weise Rechnung. Nach Norden und Süden schließen sich die Gruppen- und Therapieräume sowie die Sanitär- und Funktionsräume an.

Gemeinschaft, das heißt, morgens miteinander ankommen, Förderangebote wie Musik, Kunst, Übungen für die Grob- und Feinmotorik, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit nutzen oder sich einfach mal zwischendurch treffen. In der Förderstätte wird auch gearbeitet. Sie ist ein Ort für sinnhaftes Tätig-sein. Erwachsene Menschen mit Behinderung lernen dort die Arbeitswelt kennen und führen einfache Arbeiten aus dem Bereich der Werkstätte aus.

Sinnvolles Leben trotz schwerster Behinderung

Auf zusätzlichen 600 qm sind künftig alle Möglichkeiten gegeben, um auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen. Dabei stehen die Lebensbegleitung und die Vermittlung von Lebensqualität, sowie das Spürbarmachen eines sinnvollen Lebens trotz schwerster Behinderung im Vordergrund. Damit das Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit schwersten Behinderungen wirksam werden kann, bietet die Förderstätte in Mitterteich mit modernster Ausstattung und individuellen Arbeitshilfen die geeigneten Rahmenbedingungen.

Die Erweiterung der Förderstätte auf künftig 36 Plätze verursacht Kosten in einer Gesamthöhe von 2.174.300 Euro. An Eigenmitteln werden 689.700 Euro eingebracht. Der Freistaat Bayern übernimmt mit 1.178.300 Euro 60 % der Kosten und der Bezirk mit 196.300 Euro 10 %. Die Aktion Mensch unterstützt das Bauvorhaben mit 110.000 Euro.

Bedeutung für die Region

Die Förderstätte ermöglicht eine wohnraumorientierte Teilhabe und Tagesstruktur. Wer das Angebot nutzt, wohnt in der Regel im Landkreis Tirschenreuth – meist bei den Eltern, in manchen Fällen auch in der Wohngemeinschaft St. Benedikt der KJF in Mitterteich oder deren Außenstellen. Ein Fahrdienst holt und bringt alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von zuhause in die Einrichtung und wieder zurück. Das ist ein großes Plus für die Betroffenen und ihre Familien, denn man bleibt in der bekannten Umgebung und eine vollstationäre Unterbringung an einem weiter entfernten Ort ist nicht erforderlich.

Die Erweiterung der Förderstätte schafft aber auch Arbeitsplätze für gut ausgebildetes Fachpersonal. Noch ein Plus – diesmal für den Arbeitsmarkt in einer ländlichen Struktur, in der qualifizierter Fachkräftenachwuchs gehalten werden muss.

Text und Bild: Christine Allgeyer