Versprechen sollten eingelöst werden – so arbeitete Straubing-Bogens stellvertretender Landrat Bernhard Krempl einen Tag in den KJF Werkstätten St. Josef mit. Und so kam es dazu: Sechs Politikerinnen und Politiker aus der Region Straubing waren beim Aktionstag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Mai zu Gast in den Straubinger Werkstätten St. Josef. Damals hatten sich alle dazu bereiterklärt, einen Tag in verschiedenen Abteilungen und Standorten der Werkstätten mitzuarbeiten, um sich noch eingehender über die Situation der Werkstätten zu informieren und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.
Der stellvertretende Landrat startete seinen Arbeitstag in der Abteilung Metall. Zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Werkstätte schnitt er Rundlinge aus Metall auf die passende Länge zu, sortierte und verpackte die Teile und machte sie mit einem Etikett fertig für den Weitertransport zum Kunden. „Wir haben an einem Vormittag mehrere Hundert Stück angefertigt“, berichtete Bernhard Krempl. Die Werkstätte hat er schon bei anderen Veranstaltungen besucht, dennoch war der Arbeitseinsatz für ihn eine neue Erfahrung: „Ich bin beeindruckt, mit welcher Freude und Präzision die Menschen hier arbeiten. Man spürt, dass sie ihre Aufgaben gerne machen.“ Evi Feldmeier, die Geschäftsführerin der KJF Werkstätten gGmbH, dankte dem stellvertretenden Landrat für seinen Arbeitsbesuch: „Wir freuen uns sehr über Ihr Interesse an unserer Straubinger Werkstätte. Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben, um unser Haus noch besser kennenzulernen.“
Die aktuelle politische Diskussion, in der Werkstätten als „Sonderwelten“ betrachtet werden, die nicht förderlich für die Inklusion seien, kritisiert der stellvertretende Landrat scharf: „Das ist alles ein Schmarrn! Wir brauchen Werkstätten, denn nicht jeder Mensch bekommt eine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Werkstätten bieten passende Arbeitsplätze, die individuell auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen abgestimmt werden. Werkstätten sind ein unverzichtbarer Teil der Arbeitswelt.“
Dass nicht jeder Mensch seine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt bekommt, dem stimmt Michael Händel zu: Der gelernte technische Zeichner mit CAD-Ausbildung arbeitet seit 1998 in der Straubinger Werkstätte und ist seit 2013 Mitglied des Werkstattrats. „Ich habe über 180 Bewerbungen geschrieben und dennoch hat sich nichts ergeben. Oft war die fehlende Barrierefreiheit der Bürogebäude der Grund dafür. Für mich ist es ein absoluter Glücksfall, dass es die Werkstätte gibt“, stellt Händel klar.
Markus Beck, Vertrauensperson des Werkstattrats, ging auf die umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen zur Vermittlung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ein: „Mit unserem Fachdienst inJOB, der BÜWA Maßnahme, oder dem Inklusionsbetrieb SIGMA, unterstützen wir unsere Mitarbeiter beim Übergang auf einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Für einen langfristigen Erfolg, braucht es aber auch Veränderungen am allgemeinen Arbeitsmarkt: Ich würde mir wünschen, dass Betriebe und Unternehmen noch offener werden und mehr Menschen mit Behinderung dauerhaft anstellen.“
Text und Bild: Sebastian Schmid
Lesen Sie HIER den Bericht, erschienen im Straubinger Tagblatt vom 17. Oktober 2024 (veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion).