Straubing

Teresas Traum

Die 24-jährige Teresa Müller wollte schon immer mit Menschen und insbesondere mit Kindern arbeiten. Mit Unterstützung der KJF Werkstätten gemeinnützige GmbH Standort Straubing hat sie dies geschafft. Seit 01.01.2022 ist sie im Rahmen eines dauerhaft ausgelagerten Einzelarbeitsplatzes fester Bestandteil des AWO-Kindergartens Regenbogen. Sie und ihr Umfeld haben hart dafür gekämpft, nun kann Teresa ihren Traum leben: Sie darf mit Kindern arbeiten.

Teresa Müller wurde mit einem Gendefekt geboren. Gegen alle Erwartungen lernte sie Lesen und Schreiben. Sie schaffte sogar den Hauptschulabschluss. Ihre nächste Station war der Berufsbildungsbereich der St. Josef Werkstätten in Straubing. Dort wird großen Wert auf eine solide berufliche Bildung gelegt, die auch der individuellen Eignung und Neigung der Mitarbeiter entspricht. Anhand von Bildungsrahmenplänen, die sich an anerkannten Ausbildungsberufen orientieren, werden die entsprechenden Inhalte durch geschulte Fachkräfte vermittelt.

Konrad Kellner, Inklusionsbegleiter der KJF Werkstätten gemeinnützige GmbH, war von der jungen Frau sehr beeindruckt: „Bei uns herrscht das Wunsch- und Wahlrecht. Als Teresa mir sagte, sie will in einem Kindergarten arbeiten wurde mittels sozialraumorientierter Arbeitsplatzakquise eine Praktikumsstelle in der AWO Kindergarten/- Krippe akquiriert und vereinbart. Nach den ersten Wochen war für alle Beteiligten klar, dies sollte eine längerfristige Zusammenarbeit werden. Da Teresa noch ein Jahr im Berufsbildungsbereich absolvieren musste, haben wir extra dafür einen Rahmenlehrplan erstellt.“ Im folgendem Jahr 2021 hatte Teresa einen dualen Berufsbildungsbereich (BBB) mit viereinhalb Tagen Praxis in der AWO Kindergarten/- Krippe und einem halben Tag pro Woche Unterricht in der KJF Werkstätte. Mit dem Abschlusszertifikat erhielt Teresa nach erfolgreicher Teilnahme am BBB einen wertvollen Nachweis für ihr weiteres berufliches Leben. Zugleich wechselte sie vom Berufsbildungsbereich in den Arbeitsbereich der KJF Werkstätten. Mit den erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten konnte sie überzeugen und sich für eine Weiterbeschäftigung bei der AWO-Kindergarten/- Krippe Regenbogen empfehlen.

Mit der Aufnahme in den Arbeitsbereich der Werkstätte musste eine angemessene Entlohnung für Teresa erfolgen. Bei ausgelagerten Arbeitsplätzen wird dem Betrieb eine dem Lohn entsprechende Vergütung in Rechnung gestellt. Da die AWO keine Finanzmittel für einen derartigen Arbeitsplatz zur Verfügung hatte, drohte ein Ende der Zusammenarbeit. Teresas Umfeld gab nicht auf. Ihr Traum sollte nicht an Finanzierungsproblemen scheitern. Ihre Mutter richtete einen leidenschaftlichen Appell an den Oberbürgermeister der Stadt Straubing Herrn Markus Pannermayr – mit Erfolg! Eine unbürokratische Zwischenfinanzierung des Arbeitsplatzes ab Januar 2022 konnte er gleich zusagen und im Sommer 2022 beschloß der Stadtrat die Finanzierung von zwei Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung in Kindertageseinrichtungen für die Dauer von fünf Jahren.

Ein Anfang ist gemacht, aber gelebte Inklusion bedeutet viel mehr. Gerade Schulen und Altenheime haben ähnliche Finanzierungsprobleme. Hier müssen neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Menschen wie Teresa eine dauerhafte Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt haben. Gerne beraten die Inklusionsbegleiter der KJF Werkstätten auch interessierte Arbeitgeber über die aktuellen Hilfsangebote und Fördermöglichkeiten, wie z. B. das Budget für Arbeit oder die Maßnahme BÜWA. Für die Region Straubing-Bogen ist der Fachdienst inJOB der KJF Werkstätten Ansprechpartner für alle Fragen zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit Beeinträchtigung.

Weitere Informationen: www.injob-straubing.de

Lesen Sie HIER denn ausführlichen Bericht über Teresas Traum und den beherzten Kampf einer Mutter zum Wohl ihres Kindes, erschienen im „Straubinger Tagblatt“ am 22. Dezember 2022 (Text und Bild veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion).

Text: Michaela Huber

Foto: Konrad Kellner